30 Januar 2017

Küstenrunde im Winter



Raposeira - Vereda da Atalaia - Paúl do Mar - Vereda dos Zimbreiros - Fajã da Ovelha - Vereda da Soalheira - Levada Nova - Raposeira - 11,3 km

Es ist ein kalter Januar auf Madeira. Statt des vom Wetterdienst vorhergesagten blauen Himmels, ist eine große, graue Wolldecke über der Insel aufgehängt. Das und die Temperaturen sprechen für eine küstennahe Wanderung im Südwesten.

Wir starten bei 12 Grad an der Kirche Santo António von Raposeira do Lugarinho und gehen zunächst den gleichnamigen Caminho in Richtung des Aussichtspunktes. Es gibt hier noch etliche - nicht mehr bewohnte - Häuser aus roten Tuffsteinblöcken in einfachster Architektur. Ein "Lavadouro", ein öffentlicher Waschplatz, wie er früher für jedes Dorf üblich war, wird gerade wieder restauriert. Bald geht es rechts in den Caminho do Aviceiro: eine gut ausgebaute Straße im Nirgendwo, die 200 m weiter im Nichts endet.


Wir nehmen den ersten Abzweig nach links und sind auf der Vereda da Atalaia zunächst auf einem gepflasterten Weg, der durch verlassene und überwucherte Feldterrassen ziemlich rutschig nach unten führt. Mal wird der Weg von knorrigen Eichen, mal von Lorbeerbäumen gesäumt, dann geht es wieder durch 3m hohes, dichtes spanisches Rohr. 




Bis wir auf eine rote Tuffstein"Nase" kommen. Ab hier ändern sich sowohl der Weg als auch die Vegetation. Noch ein Blick nach Osten zum Miradouro da Raposeira und nach Westen unserem späteren Zickzack-Aufstieg nach Fajã da Ovelha, dann geht es sehr steil bergab. Oft mit Stufen, aber manchmal auch auf sehr bröseligem Untergrund. Farbenprächtig leuchten uns der gelbe Sauerklee und wilde Geranien zwischen Fenchel, Kugelblumen, Wilden Ölbäumen und riesigen Wolfsmilch-Sträuchern entgegen. Unzählige Natternköpfe werden in den nächsten Wochen mit ihren blauen Blütenschöpfen den Weg begleiten. Uns begleiten erstmal eine Menge Zecken, die sich für den Transport an die Klamotten hängen. Das heißt, heute Abend genau gucken, ob es eine bis auf die Haut geschafft hat.
Begleitung für die Ohren gibt's auch: vom schäumenden Getöse der Wellen, die ein paar hundert Meter unter uns an die Küste heran rollen.









Nach anderthalb Stunden Abstieg treffen wir auf die ER 233, die wir überqueren und uns durch die Bananengärten der Siedlung Serrado da Cruz zur Uferstraße schlängeln. Weiter geht es nach rechts, am Meer entlang, bis zum Ende des Fischerdorfs Paúl do Mar. Wir pushen uns in der Bar de Pedro noch mit einer Dosis Koffein für den Aufstieg, überqueren auf einer Bogenbrücke die Ribeira das Galinhas und beginnen auf der Vereda dos Zimbreiros den Weg nach oben. 




Der gepflasterte Weg mit den typischen, runden Stufen geht sich leicht und angenehm und ist in einem guten Zustand. Hier wachsen rechts und links des Weges überwiegend Gräser, Agaven und Feigenkakteen. Nur der Name "Ladeira dos Zimbreiros" erinnert daran, dass dieser Hang mal von Wacholdersträuchern bewachsen war. Der Aussichtspunkt mit dem alten Förderband ist ein perfekter Platz für eine Pause. Das Kap fällt hier fast 300 m senkrecht ab, das Meer glitzert in der Sonne. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht faul werden, denn es geht noch ein Stück weiter. 


Nach weiteren 10 Gehminuten endet die Vereda an einer Straßenkreuzung mit vier Richtungen. Wir nehmen den schmalen, betonierten Caminho do Massapez, der steil zur Kirche von Fajã da Ovelha hinaufführt, halten uns dann rechts, gehen oberhalb der Kirche ca. 75m weiter bis auf der linken Straßenseite ein gestufter Weg, die Vereda da Soalheira, auftaucht. Die "sonnige" Vereda zieht sich mehr oder weniger gerade durch die Felder hoch bis zur Levada Nova. 


Wir treffen auf die Levada beim Gästehaus Colina da Fajã. Wer mal für ein paar Tage nichts mit der Welt zu tun haben möchte, sollte hier Urlaub machen. Absolut ruhig und friedlich!


Nun haben wir bis Raposeira noch 4,5 km vor uns. Immer entlang der Felder an der Levada  - gegen die Fließrichtung - und können die Beine nach dem anstrengenden Aufstieg einfach mal so laufen lassen.



Fazit: für die Küstenrunde braucht es ein gutes Maß an Kondition und Schwindelfreiheit.Die Vereda da Atalaia ist zwar steil und ungesichert, aber nicht gefährlich. Wanderstöcke sind für den Abstieg sehr empfehlenswert. Die Vereda dos Zimbreiros ist in gepflegtem Zustand.

Wir waren mit zwei Pausen gut fünf Stunden unterwegs

Anfahrt: Funchal - Ribeira Brava - Calheta  und weiter über die Via Expresso VE3 bis Raposeira. Am Kreisverkehr 1. Ausfahrt auf die ER 101 und 500 m zurück Richtung Funchal. Los geht's am Caminho Raposeira do Lugarinho





23 Januar 2017

Mystik pur



Wir wandern eine einsame Runde durch den Märchenwald von Rabaçal.

In Calheta scheint die Sonne, die Serra do Paul hüllt sich in Wolken. Und Ich habe eine neue Regenjacke, die heute eingeweiht wird. 

Wir starten am Parkplatz der ER 211 auf dem bekannten PR 6, der durch den Reitertunnel zur Levada das 25 Fontes führt, gehen dann am Tunneleingang vorbei, der Levada folgend, überqueren über eine Brücke den mächtigen Wasserfall der von den Speicherbecken der Serra herunterkommt und steigen nach wenigen Schritten in den Zickzack-Weg ein, der uns 400 Höhenmeter auf die Serra führt.
Im Frühsommer war dieser Weg kaum erkennbar, weil vollkommen zugewachsen mit Ginster, Farn und Baumheide. Nach den verheerenden Bränden vom August 2016 sticht er aus der immer noch geschwärzten Landschaft deutlich hervor. Die ehemals kräftigen Sträucher sind nur noch verkohlte Stecken, die aus der pulverisierten Erde ragen, doch das Wurzelwerk hält die Hang fest. Somit hat der Weg keinen Schaden genommen und ist besser zu gehen als zuvor - auch wenn das jetzt makaber erscheint. 

der verbrannte Hang vor uns
im Zickzack geht es nach oben

Blick nach unten: frisches Grün unter verbrannten Bäumen

drei Quadratmeter Heide haben das Feuer überlebt


Wir erreichen die Serra bei den großen Wasserspeichern und entdecken am Hang westlich des Wasserfalls eine Riesensauerei. Hier entsorgt jemand seinen Müll. Ich mache ein Paar Fotos, die an die zuständigen Stellen geschickt werden. Immerhin befinden wir uns in einem Naturschutzgebiet!



Der Rabaçal Parkplatz ist heute nur mäßig belegt, kein Wunder bei diesem Wetter!
Aber wir wollen nicht klagen: kein Wind, im Moment kein Regen, nur tiefhängende Wolken. Als wir den Weg zur Levada do Alecrim einschlagen, kommt uns ein durchnässter Trailrunner entgegen - und das war's dann mit menschlichen Begegnungen für die nächsten Stunden. Wir können uns entlang der Levada ganz und gar von der Natur verzaubern lassen.







Für eine Pause steigen wir etwa eine Viertelstunde nach der Wassertreppe durch den Wald  bis zum Bachbett der Ribeira Grande ab. Das war eine gute Idee, denn inzwischen regnet es doch und wir finden im Bach eine trockene Höhle für unser Picknick. Viel Platz bietet sie nicht und gemütlich ist etwas anderes, aber immerhin können wir im Trockenen unser Brot auspacken.
Hier im Bach sitzend, erscheint uns alles, was uns umgibt noch verwunschener als wir es auf den Wegen wahrgenommen haben. Da mussten wir ziemlich auf unsere Füße achten, den die Pfade sind teilweise steil und sehr rutschig.



Unser Rückweg geht zunächst bergauf, bis wir auf den Wanderweg zu den Rabaçal Häusern treffen. Auf den Abstecher zum Lagoa do Vento verzichten wir heute - keine Sicht!
Der Pfad ist kein Spaziergang, aber in erstaunlich gutem Zustand trotz wochenlanger Regenfälle. Selbst im Winter ist es für mich einer der schönsten Wege durch das Gebiet um Rabaçal.




Das letzte Wegstück zu unserem Auto führt durch den 800m langen Reitertunnel. Pikanterweise haben wir alle drei unsere Taschenlampen vergessen. Mit einer Handylampe und Stöckchenhalten gings in Dreierkette durch die Finsternis. 
Am Ende - Sonne - und alles gut.

südlicher Ausgang des Reitertunnels: nur das letzte Stück macht seinem Namen Ehre


Leider gibt's diesmal keinen Track, die Wege findet ihr aber auf jeder guten Wanderkarte.
Wir waren etwas mehr als fünf Stunden (mit Pausen) unterwegs.

weitere Posts zu dieser Runde:



15 Januar 2017

Galeria do Prazeres



Kunst im Südwesten. In dem kleinen Dorf Prazeres der Gemeinde Calheta lebt ein kreativer Geist. 

Das Ensemble von Galerie, Teehaus, Herbarium und geologischer Ausstellung ist für den Ort schon bemerkenswert und auf jeden Fall einen Besuch wert. Zum Beispiel an einem Sonntag Vormittag nach dem Einkauf auf dem wöchentlichen Bauernmarkt. 

Zur Zeit lassen sich in der Galerie die zarten und filigranen Porzellanschalen und -vasen von Doris Mitchell bewundern. 

"O Puro e o Céladon"

13. Januar bis 9. April 2017

Eintritt frei





Danach noch ein Besuch in der Quinta pedagógica mit Minizoo und Kräutergarten und zum Abschluss genießt man ein leckeres Getränk aus der eigenen Produktion: Apfelsidre, Likör, Poncha oder einfach nur einen Kräutertee oder einen guten Chinesa (madeirensischer Cappuccino) 


zwei Besucher der Galerie, die auf keiner Vernissage fehlen

mehr zum Dorf Prazeres:


09 Januar 2017

Wanderung über dem Ribeira Brava-Tal

Pomar da Rocha - Vereda do Ponto do Risco - Furna

Von Ribeira Brava schlängelt sich die ER 222 Richtung Tabua hart am Abgrund hinauf. Wir nehmen den Abzweig nach Apresentacão und weiter bis Pomar da Rocha, wo die Straße abrupt endet. Die Ansiedlung besteht gerade mal aus ein paar ärmlichen Häusern, doch der Blick ist atemberaubend. Die Augen wandern von der Kammlinie der Picos im Norden über die Bergkuppen von Campanário und weiter entlang der Levada do Norte. Uns gegenüber liegen die Dörfer Eira Mourão und Espigão und deren abenteuerliche Abstiege runter ins Tal. In Falllinie, 550 m unter uns, sehen wir den einbetonierten Fluss, das weniger imposante Gewerbegebiet und die Via Expresso mit ihren "Spielzeugautos".

Pomar da Rocha

Kammweg nach Espigão auf der anderen Talseite
Als wir uns sattgesehen haben, starten wir unseren Versuch auf der Vereda do Ponto do Risco bis Furna zu wandern. Zurück wollen wir dann über die Straße gehen.



Es geht recht zivilisiert über einen Treppenaufstieg mit sehr stabilem Geländer los, vorbei an kleinen Höhlen und offen gelassenen Ställen. Nach einem halbverfallenem Gebäude mit etlichen Marienfiguren auf der Terrasse, wird es spannend. 



Noch ist der weitere Aufstieg über große Steine gut zu erkennen, verliert sich aber zunehmend im Grünen, wird unter höheren Bäumen wieder sichtbar - und so tasten wir uns bis zur ersten Bachquerung (harmlos!). Auf der anderen Seite steht ein gut erhaltenes Palheiro unter einem markanten Kastanienbaum, oberhalb finden wir den Pfad wieder. 




Weiter geht's durch eine Schneise im Kakteenfeld, dann kommt die erste Schikane über einen Erdrutsch. Geht gut, alles fest! Als wir eine leere Chips-Tüte entdecken, sind wir ausnahmsweise mal nicht verärgert, sondern deuten es als zivilisatorisches Zeichen: da war kurz vor uns schon mal jemand! Die Freude währt nicht lange, denn als wir in das nächste Tal einschwenken, stehen wir vor einem wilden Haufen von umgestürzten Bäumen. 




Danach geht gar nichts mehr, Geröll und absolutes Dickicht. Also kehren wir um und entdecken auf dem Rückweg die Verbindung zwischen Pomar da Rocha und der Siedlung Fontes Cruzada - immerhin. Dieser Weg scheint tatsächlich noch häufiger begangen zu werden.




Über ein schmales Betonsträßchen laufen wir hoch zur Straße nach Furnas, doch auf einfaches Straßenwandern haben wir keine Lust. Also machen wir am großen Wassertank zwei weitere Gehversuche (Levada da Tabua und Levada Lombo do Mouro) und entdecken ein Freiluft-Wohnzimmer. 





Unsere Wanderung wird allerdings durch schwere Baufahrzeuge auf den Wegen ziemlich beeinträchtigt, und ein bisschen frustriert gehen wir zum Auto zurück.
Um Furna doch am gleichen Tag noch zu erreichen, fahren wir mit dem Auto zu diesem entlegenen Ort und sehen dabei, was unsere Wanderung vermutlich vereitelt hatte. Über eine Länge von 50 Metern ist die halbe Straße weggebrochen, und hat dabei wohl ein ordentliches Stück Wald mit in die Tiefe gerissen.


Furna

Fazit: 
solange die Befestigungsarbeiten oben an der Straße nicht abgeschlossen sind, kann der Fußweg unterhalb nicht passiert werden. 
Von Furna aus führen etliche Aufstiege weiter Richtung Lombo do Mouro, die für eine Tagesrunde taugen. Einen Versuch ist es wert, denn Landschaft und Ausblicke sind in dieser abgelegen Region äußerst reizvoll.